Weinbau 4.0: Pflanzenschutz-App geht in Serie
Digitalisierung im Weinbau - Die Zukunft fest im Blick
Der digitale Wandel schreitet unverkennbar schnell voran und auch die Anforderungen an einen zukunftsfähigen weinbaulichen Betrieb ändern sich. Das sogenannte “Precision Farming”, die computergestützte Bewirtschaftung, setzt sich in der Landwirtschaft und im Weinbau immer mehr durch. Mit der Anwendung zukunftsorientierter Technologien zur Optimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln hat sich auch ein studentisches Projekt der Hochschule Worms beschäftigt. Zur Reduktion des Spritzmitteleinsatzes im Weinbau bietet die entwickelte „Spritz App“ dem Winzer beim Einsatz einer recyclingfähigen Weinbergspritze eine optimale Rückgewinnung von Spritzmitteln bei unvermindertem Pflanzenschutz.
Die Idee eines Winzers und deren Realisierung durch die Hochschule
Die Idee stammt von Winzer Richard Grünewald aus Horchheim, die technische Umsetzung und Weiterentwicklung der zukunftsweisenden App für den Weinbau findet seit mehreren Semestern in der Informatik statt und wurde von Studierenden des Studiengangs Mobile Computing unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Ruhland geleistet. Winzer Richard Grünewald sieht mit der App drei Nachhaltigkeitsziele erreicht: Kostensenkung, weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz und Entlastung der Anwender – ein Nutzengewinn für Umwelt, Mensch und Geldbeutel. Bislang wurde das Pflanzenschutzmittel immer in konstant gleicher Menge auf die Reben gesprüht. Ein unregelmäßiges Tempo des Traktors oder ein Bergauf- oder Bergab fahren sorgte für ungleichmäßiges Sprühen. Die App stellt abweichende Geschwindigkeiten fest und regelt den Druck und die Spritzmenge so, dass eine präzise gleichmäßige Behandlung erzielt wird. Mit der Spritz-App ist man nun in der Lage, Geschwindigkeit, Druck und Ausbringungsmenge präzise zu messen und in Sekundenbruchteilen nachzujustieren, sodass stets die Sollmenge appliziert wird. So kommt Precision Farming in den Weinbau. Zudem wurde in einer Master-Abschlussarbeit die Erkennung und Dokumentation von besprühten Flächen umgesetzt.
Von der Idee zur Serienfertigung
Am 26. Juli fand die Übergabe der App von der Hochschule Worms an die Inovel Systeme AG aus Friedrichshafen statt und es startet nun die Serienproduktion. Winzer und Hochschule konnten mit der Firma Inovel ein IT-Unternehmen mit Agrarkompetenz gewinnen, welches die Pflanzenschutz-App übernimmt, weiterentwickelt und als CleverSpray in Serie anbietet. Via GPS kann CleverSpray zudem aufzeichnen, welche Gassen bereits behandelt wurden und mit welchen Ausbringungsmengen und Recyclingquoten der Winzer seine Reben behandelt. Die Kosten liegen bei weniger als 3000 Euro netto für das System Clever Spray. Durch die jährlichen Einsparungen des Spritzmitteleinsatzes von bis zu 30 Prozent sei das ein Messsystem, das sich in der Landwirtschaft schnell amortisiert