Eltern werden ist nicht schwer

Beruf und Kinder vereinbaren - geht das? Für Penny Karschin war es die richtige Entscheidung, die Kinder während des Studiums zu bekommen. Für sie und ihren Mann war es immer klar, dass sie schon jung Eltern werden wollten. Die Hochschule Worms bietet einige Voraussetzungen, dass Familie, Studium uns sogar der Einstieg in den Beruf Hand in Hand gehen kann.

Bachelorabschluss, Foto: Penny Karschin

„Weißt du was: Kinder passen eigentlich nie und deshalb passen sie eigentlich immer.“

Superheldinnen-Mama

Es ist halb zehn morgens. Penny steht gut gelaunt in der Tür. Auf dem Rücken eine Trage mit ihrem jüngsten Sohn. In der Küche macht sie sich erst mal einen Kaffee: „Ich habe großen Respekt vor allen, die ihr Studium und Leben ohne Kaffee durchstehen. Ich bin morgens vor dem ersten Kaffee für nichts zu gebrauchen.“ Nach den ersten Schlucken Kaffee ergänzt sie: „Ich habe übrigens Kinder-Tourette, es gibt glaub ich keine Sprachnachricht oder eine normale Unterhaltung, in der ich nicht sage: „Oh wart mal kurz, das Baby isst gerade Steine oder spuckt.“ Aber ich finde meistens wieder den roten Faden.“

Vollzeitmama, Vollzeitstudentin, Teilzeitangestellte

Penny ist eine ganz normale Studentin – Vorlesungen, Klausuren, Treffen mit Freunden, ein Job. Nur eine Sache unterscheidet sie von vielen ihrer Kommilitonen: Sie hat zusätzlich zwei Kinder. Thius und Nino sind 2,5 Jahre und 10 Monate alt. Gemeinsam lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe der Hochschule. Ihr Ehemann ist unter der Woche berufsbedingt in Frankfurt. Ursprünglich hatten die beiden in Worms endlich mal zusammenwohnen wollen, denn seit sie zusammenkamen, führten sie immer wieder Fernbeziehungen – von Göttingen nach Hannover, von Göttingen nach Worms, zwischendurch auch mal international von den USA nach Deutschland und von Chile nach Deutschland. Schlimm findet Penny das jetzt aber trotzdem nicht: „Ohne meinen Mann könnte ich nicht gleichzeitig studieren und Kinder großziehen. Er unterstützt mich zu jeder Zeit. Für eine Familie entscheidet man sich ja auch immer zu zweit.“ Neben ihrem Studium arbeitet Penny zusätzlich noch im Qualitätsmanagement an der Hochschule. Sie freut sich, dass sie die Chance hat, Berufserfahrung sammeln zu können und gleichzeitig noch eine weitere Herausforderung neben Kindern und Studium zu haben.

Besuch im Büro, Foto: Penny Karschin

Die richtige Familienplanung

Für Penny war es die richtige Entscheidung, die Kinder während des Studiums zu bekommen. Sie genießt die Flexibilität, die sie dadurch in ihrem Leben hat. „Ich finde, Kinder im Studium ist das Beste, was man machen kann. Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Weißt du was, Penny, Kinder passen eigentlich nie, und deshalb passen sie eigentlich immer.‘ Zuerst die Ausbildung, dann Studieren, dann Karriere und mitten in der Karriere Pause zu machen geht auch nicht gut. Und irgendwann ist es zu spät.“ Deshalb war es für sie und ihren Mann immer klar, dass sie schon jung Eltern werden wollten.

„Das alles funktioniert aber auch nur, weil ich wirklich super viel Unterstützung bekomme – ganz besonders von den Lindwürmern, aber auch von meinem Chef und den Profs, die total entgegenkommend sind. Und ich habe ein paar Kommilitoninnen, die wirklich immer einspringen, wenn gerade Not am Mann beziehungsweise an der Frau ist.“ Der Hochschul-Kindergarten Die Lindwürmer ist für Penny eine großartige Möglichkeit gewesen, die Kinder sicher aufgehoben zu wissen, wenn sie selbst in Vorlesungen sitzt oder arbeitet. In den Monaten, in denen die Kinder noch zu klein waren, um in die Kita zu gehen, war es aber auch für Kommilitonen und Professoren in Ordnung, wenn sie sich mit den Kindern in die Vorlesung setzte. Selbst Stillen in der Vorlesung war kein Problem. „Es war total toll, was man da alles an Zuspruch bekommen hat. ‚Klar, wir sind eine familienfreundliche Hochschule, bring dein Kind mit!‘“

Mehr Effizienz, gerade durch die Kinder

Schaut man sich Pennys Lebenslauf an, glaubt man gar nicht, dass sie nebenbei noch teilzeit-alleinerziehende Mama ist. Ausbildung bei der TUI, Arbeit am Institut für nachhaltigen Tourismus, Praktikum in der Personalabteilung der K+S, Bachelorstudium International Management in Regelstudienzeit, Masterstudium in International Management, nebenbei Angestellte der Hochschule im Bereich Qualitätsmanagement. „Ich weiß gar nicht, ob ich meine Kinder im Lebenslauf angeben würde, wenn ich mich um eine Stelle bewerbe. Nicht, weil ich sie als Hindernis sehe, aber für andere sind sie das oft. Dabei finde ich, dass sie doch eigentlich zeigen, wie gut ich organisiert bin. Den Notenschnitt, den ich jetzt habe, hätte ich nicht, wenn ich keine Kinder hätte. Durch sie bin ich viel effizienter geworden, weil ich weiß, ich habe nur eine begrenzte kinderfreie Zeit und die Zeit muss ich zum Lernen nutzen.“

Auf dem Spielplatz, Foto: Penny Karschin

Andere haben das auch geschafft

Ihre Vorbilder sind ihre Eltern: Sie selbst ist von berufstätigen Eltern erzogen worden und sie hatte damit eine glückliche Kindheit. Als Mutter komplett zu Hause zu bleiben kam deshalb für Penny nie infrage. Bereits in der Woche nach der Geburt ihres ersten Kindes hat sie wieder an den Vorlesungen teilgenommen. „Ich bin halt auch immer noch ich und nicht nur Mama. Nicht, dass mir langweilig war, aber so ein Kind, das will am Anfang gewickelt werden, gestillt werden und schläft. Ich habe relativ schnell gemerkt, dass es mich nicht glücklich macht, ausschließlich zu Hause zu sein. Neben dem Austausch mit anderen Mamas wollte ich auch mein Studium weiter voranbringen. Ich habe aber auch klare Regeln was das angeht. Wenn meine Kinder fremd betreut sind, wird gearbeitet, wenn sie zu Hause sind und wach, dann ist Kinderzeit. Dann ist keine Zeit, am PC zu sitzen, dann gilt meine komplette Aufmerksamkeit den Kindern. Da muss vorher alles andere erledigt sein.“ Gerade an Wochenenden, wenn auch ihr Mann zuhause ist, genießen sie das Familienleben in vollen Zügen. Das Besondere am Leben mit den Kindern ist für Penny, dass sie wieder lernt, sich über kleine Dinge zu freuen. So zum Beispiel über das Müllauto, das morgens früh vorbeifährt. Wenn Thius voller Begeisterung fordert, dass der Rollladen morgens um 05:30 Uhr geöffnet wird, damit er dem orangefarbenen Auto zuschauen kann, dann ist das doch etwas ganz Besonderes.

Penny ist nicht die einzige Mutter unter den Studentinnen an der Hochschule Worms. Sie alle leisten täglich enorm viel. Penny sei hier stellvertretend für alle studierenden Eltern vorgestellt. 

Spaziergang mit Kind, Foto: Penny Karschin