Das Personal im Blick
Logistiker diskutieren um ihre wichtigste Ressource: Der Mensch in digitalisierten Zeiten
Bei aller Digitalisierung, die bestimmend in die Bereiche der Produktionsprozesse eingreift, sitzt am anderen Ende immer noch der Mensch. Aber wie müssen diese jungen Menschen ausgebildet werden, um den Anforderungen der Arbeitswelt richtig begegnen zu können und was muss passieren, um Mitarbeiter für den lebenslangen Lernprozess zu motivieren? Diesen spannenden Fragen stellte sich die Regionalgruppe Rhein/Neckar der Bundesvereinigung Logistik im 3. Personalforum vergangene Woche in der Hochschule Worms.
Ziel des Personalforums ist der konstruktive Austausch von Wissen, so Martin Krumhaar, BVL-Regionalgruppensprecher Rhein/Neckar, in seinen Begrüßungsworten. Der Unzufriedenheit der Mitarbeiter in der Logistikbranche, gelte es mit attraktiven und richtigen Maßnahmen zu begegnen. Die Ängste vor der Digitalisierung, die trotz der digitalen Sozialisation der nachwachsenden Generation bestehen, müssen ernst genommen werden, so Krumhaar.
Jens Hermsdorf, Präsident der Hochschule Worms, hob bei seiner Begrüßung hervor, dass das dynamische Wachstum, wie die Branche der Logistik es gerade erlebe, auf gut ausgebildete Nachwuchskräfte angewiesen sei. Die Hochschule Worms begegne diesem Trend, in dem sie qualifizierte Kräfte passgenau auf den Berufseinstieg vorbereite. Durch den guten Dialog mit der Branche werde es möglich, die jungen Menschen für die Herausforderungen der Zukunft auszubilden.
Logistik lernen – Einblicke und Ausblicke in digitalisierten Zeiten
Mit dem Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Sebastian Herr, Professor für Internationale Logistik und Studiengangsleitung „Internationales Logistikmanagement“ (ILM) an der Hochschule Worms, wurde deutlich, welche Fähigkeiten die jungen Menschen für den Berufseinstieg mitbringen müssen und wie diese an der Hochschule Worms vermittelt werden. Ebenfalls immer im Fokus sind die notwendigen Kompetenzen in Zeiten der Digitalisierung. Für Sebastian Herr ist klar, am Ende ist es immer der Mensch, der gebraucht wird. Wichtig sei es, die Schnittstellen zu harmonisieren. „Was automatisierbar ist, wird automatisiert werden“, so Herr. Da es um langwierige Prozesse des Wandels gehe, sei die berufliche Qualifizierung immer wichtiger. Bei aller Theorie legt Sebastian Herr besonders viel Wert auf die Praxis. Sein Grundsatz ist der, dass Nachhaltigkeit in der Wissensvermittlung erst durch das Selbertun entsteht. So wird Lehre erlebbar und dadurch erinnerbar.
Der Praxisbericht von Matthias Ehmler, Leiter Werkslogistik MTG-L, Heidelberger Druckmaschinen AG, belegte anhand eindrucksvoller Beispiele, dass die Mitarbeiterentwicklung die wichtigste Ressource für Qualität und Effizienz ist. Die Menschen begegnen im Arbeitsalltag permanent veränderten Umfeldern, Arbeitsplätzen und Qualifikationen. Der ständige Wandel erzeugt Ängste, denen man etwas Sinnvolles entgegensetzen muss. Bewährt haben sich eine anhaltend hohe Dialogbereitschaft mit den Mitarbeitern, ein verlässlicher Informationsfluss und die konsequente Förderung der Selbstentwicklung der Führungskräfte. Hier geht es um Selbstreflexion und ein vertrauensvolles Klima, sonst können relevante Themen nicht offen angesprochen werden, so Matthias Ehmler.
Global agieren bedeutet auch global denken
Dr. Anne Freund, Senior Manager Supply Chain Capability Development von der BASF, führte in ihrem Vortrag aus, was diese Fragestellungen in einem global denkenden System bedeuten. Weltweite Zusammenarbeit schließt das Miteinander der unterschiedlichsten Lebenswelten und kulturellen Hintergründe ein. Gemeinsame Entwicklungen müssen für Märkte in Taiwan, Brasilien oder Deutschland tauglich sein. Dieses gemeinsame Selbstverständnis ist eine der besonderen Herausforderungen eines Global Players. Außerdem darf die Kundenzufriedenheit zu keinem Zeitpunkt aus den Augen verloren werden. Menschen zu finden, die sich für Logistik begeistern lassen und den Umgang mit dieser Komplexität mögen und sich den neuen Herausforderungen immer wieder gerne stellen, ist die wichtigste Aufgabe.
Zum Abschluss stellte Kai Schocke, Professor für Logistik und Produktionsmanagement und geschäftsführender Direktor des Zentrum für Logistik, Mobilität und Nachhaltigkeit ZLMN, die Handlungsfelder der Personalarbeit in der Logistik dar und beantwortete mit einem ganz klaren Ja, dass sich die Branche ändern muss, wenn sie die richtigen Menschen finden und binden möchte. Seine Untersuchungen zeigen, dass die Unternehmen, die in ihre Mitarbeiter investieren, vermehrt auf soziale Aspekte setzen und die Digitalisierung nicht unterschätzen, keinen gravierenden Mitarbeitermangel aufweisen.
Alle Experten waren sich einig, dass in Zeiten der Digitalisierung die gute Ausbildung eine große Rolle spielt. In einer komplexer werdenden Welt, wie sie die Logistik für sich erschlossen hat, werden auch die Ansprüche an die Mitarbeiter komplexer. Dass hier Gesprächsbedarf besteht, ist klar und so wurde im Anschluss noch angeregt mit den Experten diskutiert, die für Fragen und Diskussionen nach den Vorträgen zur Verfügung standen.