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Das Auge verbindet

Foto/Hochschule Worms: Das Entwicklerteam v.l.: Jonas Kuntze, Jens Platz, Mathias Anhalt und Konstantin Wachendorff

Eine Hochschulidee hilft Menschen mit Einschränkungen

Vier Informatikstudenten der Hochschule Worms führen eine an der Hochschule entwickelte Idee weiter, die körperlich eingeschränkte Menschen in das digitale Leben integriert. Das von Jens Platz, Mathias Anhalt, Konstantin Wachendorff und Jonas Kuntze entwickelte Konzept  ist eine blickbasierte Steuerung jeglicher Anwendungen am Computer.

Die jungen Informatiker haben eine Software entwickelt, die es mit einem Eye-Tracker möglich macht, einen Computer nur mit den Augen zu steuern. Menschen mit schwerer Beeinträchtigung werden so in die Lage versetzt, beispielsweise ein Buch oder die Tagespresse selbstständig lesen zu können, ohne jemanden zum Umblättern zu benötigen. Es wird ein Stück Autonomie und Mobilität durch eigenständiges Kommunizieren und Informieren zurückgewonnen, das heißt, ein enormer Zugewinn an Lebensqualität wird so gewährleistet. Für an Multiple Sklerose (MS) erkrankte Menschen, die je nach Stadium ihrer Erkrankung gar keinen Computer mehr bedienen können, erlaubt die augenbasierte Steuerung ein eigenständiges Bedienen des Computers, auch dann noch, wenn keinerlei Handbewegungen mehr möglich sind.

Der Erfolg kommt Stück für Stück

Die Idee, die innerhalb einer Hochschulveranstaltung in nur 8 Wochen entstand, wurde 2015 mit einer Auszeichnung der Hochschule, dem „Best Team Award“, erstmalig geehrt. Mit dem Plan, diese Idee weiter zu verfolgen, bewarb sich das Team bei der „Crea Summer Acadamy Lake Constance“, einem EU geförderten Workshop zur Entwicklung einer eigenen Business Idee.

Diese zwei Wochen an der Akademie möchte keiner der Teilnehmer missen. Es ging vornehmlich um die erfolgreiche Vermarktung innovativer Ideen. Ein internationales Coaching durch erfolgreiche Unternehmer und die Beratung von Professorinnen und Professoren der unterschiedlichsten Fachrichtungen sowie Investoren standen den möglichen Existenzgründern zur Verfügung. Alle Werkzeuge zur Entwicklung eines Vermarktungs- und Geschäftsmodells wurden vermittelt.

Nach dem Workshop, der mit einem professionellen Pitch-Wettbewerb endete, konnte sich das Team der Hochschule Worms gegen fünf andere Projekte durchsetzen. Der Preis, die Teilnahme an der ICT 2015 in Lissabon, führte die Finalisten aus der ganzen EU zusammen.

Präsentation bei der ICT 2015

Das Projekt wurde auf der ICT als eines von vielen innovativen Themen, die in der gesamten EU ausgearbeitet wurden, vorgestellt. Die ICT (Innovate, Connect, Transfrom) ist Europas größte Messe im ICT Bereich. Mehr als 6000 Besucher haben hier die Möglichkeit, Einblicke in die neuesten Entwicklungen der digitalen Welt zu bekommen. Präsentationen, Diskussionen, Austausch, ein riesiger Markplatz der Ideen und Kontakte, wird in diesen Tagen den Teilnehmern geboten. Wie begehrt diese Messe ist zeigt sich daran, dass die Karten immer in Kürze ausverkauft sind. Viele neue Anregungen, Kontakte zu Start-up-Gründern und auch reichlich Anfragen bereicherten das Gepäck der vier Informatiker auf ihrer Rückfahrt.

Der Weg in die Selbstständigkeit

Wieder zu Hause wurden die Anfragen sondiert, Kontakte aufgenommen und die Planung einer möglichen Selbstständigkeit wird konkret. Zwei der Teammitglieder haben bereits ihren Bachelor of Science an der Hochschule Worms gemacht, die anderen beiden schließen in Kürze ebenfalls ab.

Regional haben sie ihr Projekt bereits beim Lions- und Rotary-Club vorgestellt, ebenso am Hochschulinformationstag und bei der Informatik-Challenge, die jährlich vom Fachbereich Informatik durchgeführt wird. Die vier Informatiker sind sich einig, ohne die gute Unterstützung seitens der Hochschule, wären sie nicht so weit gekommen. Sie wurden begleitet und motiviert und bekamen die Chance diese faszinierende Technik im Rahmen des Studiums von der ersten Idee bis zur funktionsfähigen Software auszuarbeiten.

Gerade der soziale Hintergrund des Projekts, Menschen mit Behinderungen zu integrieren, findet viele Befürworter. Das Team arbeitet derzeit daran, Prototypen kostenlos medizinischen und pflegerischen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, um Menschen zu unterstützen und Feedback für ihr Projekt zu erhalten. Man darf gespannt sein, was von dieser Entwicklung noch zu hören und zu sehen sein wird.

Weitere Informationen unter: www.eyev.de

Kontakt: Professor Werner König, Hochschule Worms: koenig@hs-worms.de; info@eyev.de