Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Finanzierung?

Industrie 4.0 ist inzwischen in aller Munde und zählt zu den zentralen Herausforderungen auch für die Unternehmen der Region. Im Zuge dieser Digitalisierungswelle, die uns alle beschäftigt, stellt sich folgerichtig die Frage, die durchgängige Finanzierung von Unternehmen (Banking 4.0) konsequent anzugehen. Welche Möglichkeiten gibt es, Aufträge ohne Schwierigkeiten zu finanzieren? Gibt es bei der Gestaltung der Financial Supply Chain und deren Optimierung Fallstricke? Welche Kennzahlen werden zu Rate gezogen? Und welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Finanzierung?

Diesen Fragen stellten sich erstklassige Referenten. Nach der gemeinsamen Begrüßung der Gäste durch Michael Kundel, Vizepräsidenten der IHK für Reinhessen, und Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der Hochschule Worms, führte Prof. Dr. Henning Kehr in das Thema ein.

Prof. Dr. Carlo Simon gab in seinem Vortrag einen Einblick in die Chancen der strategischen Unternehmensführung aus dem richtigen Verständnis finanzieller Prozesse. Unter dem Bill Gates zugeschriebenen Zitat „Banking is necesssary. Banks are not!“ ging der Referent der Frage nach, was Digitalisierung bedeutet, welche Prinzipien aus Industrie 4.0 sich auf Banken übertragen lassen und welche Digitalisierungsstrategien sich für Firmenkunden hieraus individuell ableiten lassen.

Den Facetten einer 0%-Finanzierung ging Prof. Dr. Peter Hoberg in seinem Vortrag nach. Er näherte sich dem Thema mit der Frage, was bei der Vermarktung von Produkten für den Unternehmer übrig bleibt. Im Weiteren zeigte er auf, dass auch der Kaufanreiz einer 0%-Finanzierung für den Kunden einen Preis hat. So führten Angebote wie diese zu einer Reduktion anderer Vorteile für den Kunden und fast immer lohne sich der Verzicht auf Finanzierungshilfe zugunsten eines geringeren Preises. In einem abschließenden Exkurs führte Hoberg die Zuhörer an die Aspekte der Sunk Cost Problematik und Zero Marginal Cost heran.

Praxiserfahrungen ergänzen das Thema anschaulich

Den Übergang zur gemeinsamen Diskussion leitet der Beitrag aus der Praxis ein. Für das Thema der Financial Supply Chain konnte Dr. Marcus Walden, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Worms-Alzey-Ried gewonnen werden. In seinem Vortrag ging er zunächst auf die aktuellen Entwicklungen im Zuge von Industrie 4.0 ein, um dann den Bogen hin zu Beispielen für Dienstleistungsangeboten 4.0 zu spannen und der Frage nachzugehen, wo die digitalen Innovationen des Bankgeschäftes lägen. Deutlich spürbar sei das veränderte Kundenverhalten in Zeiten mobiler Angebote. Dies erfordere neue, multimediale und rechtssichere Zugangswege für Kunden. Anhand der Erläuterung dessen, was Digitalisierung vorantreibe, führte Walden die Zuhörer zu den aktuellen Produktentwicklungen, mit denen die Sparkassen auf die Herausforderungen von Banking 4.0 reagierten.

Die anspruchsvolle Auseinandersetzung mit einem derart komplexen Thema, wie der Financial Supply Chain, zeigt die inhaltliche Notwendigkeit zum Austausch auf, um den Bogen zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Unternehmen und Kunden erfolgreich zu schlagen. Als wichtiger informeller Baustein erwies sich erneut das an die Vorträge anschließende Get Together zur Vernetzung der Gäste mit den regionalen Unternehmen und der Hochschule. Auch in Zukunft soll populären, wie auch schwierigen Themen Raum zur öffentlichen Diskussion gegeben werden, betonen die Hochschule Worms und die IHK für Rheinhessen als Initiatoren dieser gelungenen Veranstaltung.