Votingapps im Hörsaal - Technik wird von Dozenten immer mehr in Vorlesungen eingesetzt

Ein kurzer Blick ins E-Mail-Postfach, schnell noch einer Kommilitonin bei Whats App antworten – Smartphones, Tablets und Laptops findet man in jedem Hörsaal. Statt sie zu verbieten, nutzen mittlerweile immer mehr Dozenten die technische Ausstattung ihrer Studenten aktiv für die Vorlesung. Prof. Dr. Lars Jäger von der Fachhochschule Worms ist einer von ihnen: „Seitdem ich hier unterrichte, versuche ich, technische Neuheiten in meine Veranstaltungen mit einzubringen.“ Seinen Studenten bietet der Dozent für Internationale Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft etwa Multimediaskripte zu seinen Vorlesungen an. In ihnen finden sie interessante Links zu Videos oder Artikeln. „Da die Skripte häufig ausgedruckt werden, nutze ich seit letztem Jahr auch QR-Codes, mit denen die Studenten die entsprechenden Seiten direkt auf ihrem Smartphone aufrufen können“, erzählt Jäger, der mit dem Lehrpreis des Landes Rheinland-Pfalz 2010/11 ausgezeichnet wurde. Von dem Preisgeld in Höhe von 10000 Euro schaffte er für seinen Unterricht auch ein Votingsystem an, das er seit diesem Frühjahr einsetzt. Dabei bekommen die Studenten zu Anfang „Clicker“ ausgeteilt, ähnlich der Abstimmgeräte in der Fernseh-Quiz-Show „Wer wird Millionär“. Mit ihnen können sie in der Vorlesung ganz anonym Verständnisfragen beantworten. „Wenn ich meine Studenten früher direkt gefragt habe, hat sich höchstens die Hälfte gemeldet. Eine Interaktivität kam so nicht richtig zustande“, erklärt Jäger den Vorteil des Votingsystems, bei dem nun alle zur Mitarbeit aufgefordert sind. Mit den in den Vorlesungen immer wieder zwischengeschalteten Tests sei die Motivation der Studenten viel besser und eher trockenere Themen würden so auch aufgelockert werden. „Die Studenten sind sehr begeistert“, freut sich Jäger.

Softwareprogramm "eduVote" günstigere Variante

„Clicker“ für mehrere Hundert Studenten in einer Uni-Vorlesung sind häufig jedoch zu teuer. Deshalb gibt es Softwareprogramme wie „eduVote“, bei denen die Studenten ihre eigenen Geräte wie Smartphone, Tablet oder Laptop nutzen können. Die Uni zahlt eine jährliche Nutzungsgebühr für den Einsatz des Systems. Das Prinzip funktioniert und wird mittlerweile an 21 deutschen und zwei österreichischen Hochschulen genutzt – auch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Die Abstimmungen sind unterhaltsam und lockern die Vorlesung auf. Das ist nicht nur für die Studenten gut, sondern auch für mich als Dozent, damit ich mal aus meinem Vortragsmodus rauskomme“, erzählt Prof. Dr. Matthias Schnettger vom Historischen Seminar.

Aber nicht jeder Student besitzt ein Smartphone. „Deshalb kann auf einem Gerät auch nochmals für die selbe Frage abgestimmt werden“, erklärt Martin Buchholz, Dozent an der TU Braunschweig und einer der Entwickler von „eduVote“. So können die Studenten das Handy an die Kommilitonen weitergeben. Der Mainzer Professor Matthias Schnettger weist außerdem darauf hin, dass das Abstimmen Zeit kostet. Buchholz empfiehlt daher, das Votingsystem „richtig dosiert“ einzusetzen: „Zwei Abstimmungsblöcke mit zwei bis vier Fragen hintereinander sind sinnvoller als alle zehn Minuten eine Frage“, betont er. Dem kann der Wormser Professor Lars Jäger nur zustimmen, denn: „Multimediale Lehrelemente sind nur so gut, wie man sie einsetzt.“

Presseartikel von Katharina Bruch, Wiesbadener Kurier, vom 14.11.2013