ECPAT Deutschland zu Gast am Fachbereich Touristik/Verkehrswesen
Am 14. Mai 2012 waren im Namen von ECPAT Deutschland e.V. zwei Referenten zu Gast in der Vorlesung "Sustainable Tourism" im Bachelor-Studiengang "Tourism and Travel Management". Das Thema war auf die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus und die diesbezügliche Verantwortung der Reisebranche ausgerichtet. Nach Schätzungen von UNICEF waren von dem Milliardengeschäft 2009 weltweit 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren betroffen. ECPAT steht für "End Child Prostitution, Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes" und ist global vernetzt. ECPAT International mit Sitz in Bangkok gehören Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in über 70 Ländern an. Das Aktionsbündnis setzt sich weltweit gegen Kinderprostitution, Kinderpornografie und Kinderhandel ein.
Vor diesem Hintergrund konnte das Halbtages-Seminar von ECPAT, moderiert von Frau Jana Schrempp, ECPAT Deutschland e.V., und Herrn Manfred Kaltwasser, Kriminalhauptkommissar i.R. des Bundeskriminalamts in Wiesbaden, sehr gut in das Wahlmodul "Sustainabel Tourism" von Frau Gila Altmann integriert werden. Gerade durch die touristische Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern ist dort die Gefahr der sexuellen Ausbeutung für Kinder besonders groß, da ihr Schutz unter herrschenden Armutsbedingungen und fehlender Gesetzeslage noch immer sehr gering ist. Neben den psycho-sozialen Folgen wurden auch rechtliche Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Strafverfolgung vor Ort und in Deutschland angesprochen. Weiterhin ging es um Prävention und die Sensibilisierung der Reiseunternehmen, insbesondere derer, die den Verhaltenskodex als freiwillige Selbstverpflichtung anerkannt haben, welcher vom Deutschen Reiseverband DRV bereits 2001 unterschrieben wurde. Inzwischen haben 80% der Reiseunternehmen mit ihrer Zugehörigkeit erklärt, diesen Kodex in ihr Leitbild zu integrieren. Jedoch ist eine ernsthafte Implementierung in den Vertraghotels durch Sensibilisierung und Schulung des Personals unbedingt geboten ebenso wie konsequente Kontrollen, die oftmals noch unzureichend sind. Der Code of Conduct der Reisebranche zum Schutz von Kindern vor sexueller Nötigung, den namhafte Unternehmen der Tourismusbranche weltweit unterzeichnet haben, ist unter www.thecode.org zu finden.
In diesem Zusammenhang kommt auch das Verhalten des einzelnen Touristen zum Tragen. Im Seminar wurden die individuellen Eingriffsmöglichkeiten und deren Grenzen diskutiert. Hierzu wurden unterschiedliche Rollenspiele durchgeführt und das Verhalten der Teilnehmer anschließend erörtert. Das Thema stieß bei den Studierenden auf großes Interesse und wurde in den folgenden Vorlesungen von Frau Altmann unter dem Aspekt der vorgeschlagenen Handlungsoptionen durch ECPAT weiter intensiv diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass es in manchen Situationen durchaus schwierig sein kann, vor Ort als Einzelner couragiert auftzutreten und ad hoc effektiv zu handeln, dass es aber keine Alternative zum aktiven Hinschauen und zur eindeutigen Positionierung gegen Kindesmißbrauch gibt. Erste Erfolge wie beispeilsweise in Thailand geben dem Aktionsbündnis recht.
Das Foto zeigt (v.l.) Gila Altmann (Lehrbeauftragte am Fachbereich Touristik/Verkehrswesen), Jana Schrempp (ECPAT Deutschland e.V.) sowie Manfred Kaltwasser (Kriminalhauptkommissar i.R. des BKA)