Präsentation von ersten Ergebnissen zur Studie „Motorradlärm“
Vor diesem Hintergrund der Diskussion eines Overtourismus und temporären Streckensperrungen wurde ein Forschungsprojekt an der Hochschule Worms mit Unterstützung des ADAC Mittelrhein e.V. entwickelt, in dem die Bewertung der Situation durch die unterschiedlichen Stakeholder, die Ursachen und auch mögliche Lösungen diskutiert und bewertet werden sollen.
In der ersten Projektphase wurde eine Untersuchung der Motorradfahrenden durchgeführt. In dieser Studie ging es um die Bewertung der Situation durch die Motorradfahrenden selbst. Dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der mit Unterstützung der Zeitschrift MOTORRAD (MOTORRADOnline) sowie der Biker Union, der größten deutschen Interessensvertretung für Motorradfahrer, über deren Webseiten an Motorradfahrende kommuniziert wurde. In der Zeit von April bis Mai 2022 konnten 3.177 ausgefüllte Fragebogen generiert werden.
Prof. Dr. Scherhag hat erste Ergebnisse aus der Befragung am 20. September 2022 beim ADAC Arbeitskreis Verkehr/Umwelt sowie beim Runden Tisch Motorradlärm des Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft, und Weinbau (MWVLW) vorgestellt. Die Präsentation kann hier heruntergeladen werden.
Der überwiegende Teil der Motorradfahrenden steht dem Thema Lärmentwicklung kritisch gegenüber. So lehnen rund ¾ der Probanden die Aussage „Motorräder müssen laut sein“ ab. Auch sind rund 90% der Probanden der Ansicht „Einige schwarze Schafe bringen alle Motorradfahrer in Verruf“. 52% der Befragten lehnen laute Motorräder ab, und 56% würden leisere Modelle kaufen, sofern die Hersteller diese anbieten würden.
Eine kleine Mehrheit findet sich für härteres Durchgreifen seitens der Behörden sowie für höhere Strafen bei nachgewiesenen Manipulationen an der Auspuffanlage. Die Diskussion um verstärkte Kontrollen findet sich auch in den Umfrageergebnissen wieder: 31% der Befragten stimmen zu („Es sind mehr Kontrollen notwendig, bei denen der Lärm gemessen wird“), 24% lehnen diese ab. 73,3% der Befragten sprechen sich für eine freiwillige Anpassung des Fahrverhaltens in Ortschaften und an Ortsausgängen aus. Fahrverbote oder Streckensperrungen werden aber durchweg abgelehnt. Solche sind rechtlich auch schwer durchzusetzen.
Die Ergebnisse der Umfrage bilden nur einen Teil des Forschungsansatzes ab. Im nächsten Schritt sind Untersuchungen in betroffenen Regionen notwendig, damit die Sichtweise und Argumentation von Bewohnern mit in die Diskussion aufgenommen werden kann. Denn neben einer lebenswerten Wohnumgebung sind auch die Argumente der Tourismuswirtschaft in den Regionen ein wichtiger Beitrag zu einer tragfähigen zukünftigen Entwicklung. Das Untersuchungsdesign für eine derartige Untersuchung ist deutlich komplexer und mit einem hohen Kostenaufwand verbunden, so dass hier zunächst nach geeigneten Finanzierungsoptionen gesucht werden muss.
Weiterhin sind die Steuerungsinstrumente, die von der Behördenseite eingesetzt werden können, zu durchleuchten.
Auch Initiativen, die auf die freiwillige Anpassung des Fahrverhaltens von Motorradfahrenden setzt, können eine (langfristige) Option zur Regulierung sein. Beispielsweise hat der ADAC Mittelrhein in 2021 ein bundesweites Pilotprojekt gestartet. Im Gelbachtal (Westerwald), das mit seinen kurvenreichen Straßen gerade bei Motorradfahrern ein beliebtes Ausflugsziel ist, wurden Hinweisschilder installiert, die Biker auf lärmsensible Streckenabschnitte aufmerksam machen sollen. Zahlreiche Landkreise und Verbandsgemeinden wurde auf diese Aktion aufmerksam und baten den ADAC um Rat. Auch das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium begrüßt die ADAC-Initiative.